Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften

Die Fakultät für Sozial-Verhaltenswissenschaften gehört was ihre Studentenzahlen betrifft zu den großen Fakultäten der Universität. Zwar haben sich aufgrund der Auswirkungen zeitweiliger Zulassungsbeschränkungen und vor allem mangelnder Berufsperspektiven in den Lehramtstudiengängen die Bewerberzahlen in einigen Fächern teilweise verringert, dafür sind sie in anderen Studiengängen (Magisterstudiengängen) und neuen Fachgebieten überproportional gewachsen. Die Gesamtzahl der Studierenden der Fakultät betrug im Wintersemester 1995/96 laut HIS-Statistik 5.380 (Fallzahlen).

Mit dem Anwachsen der Studentenzahlen hat der Ausbau des seit Jahren zahlenmäßig nicht ausreichenden Lehrkörpers nicht Schritt gehalten. Nach wie vor ist ein großer Teil der Professoren und Lehrkräfte mit Lehr- und Prüfungsaufgaben, administrativen Pflichten und Selbstverwaltungstätigkeiten so stark belastet, daß in vielen Fällen die Durchführung langfristiger, personalaufwendiger und vor allem integrativer Forschungsprojekte zu kurz kommt. Die in diesem Bericht dargestellten Forschungsprojekte spiegeln solche Schwierigkeiten allerdings nicht wider.

Die unzureichende und zudem aufgrund der öffentlichen Haushaltslage sich verschlechternde Finanzausstattung der Fakultät hatte auch zur Folge, daß zumindest bei allen größeren Projekten die erforderlichen Mittel für Sach- und Personalbedarf als Drittmittel in zumeist aufwendigen Verfahren eingeworben werden mußten; reguläre Haushaltsmittel standen kaum zur Verfügung. Ohne Drittmittel wäre deshalb die Forschung in der Fakultät nicht in dem dargestellten Umfang durchführbar gewesen, und vor allem große Projekte hätten gar nicht erst begonnen werden können. Die Forschung in der Fakultät konzentriert sich insbesondere auf Verhalten und Handeln der Menschen in ihren vielfältigen Interaktionsbeziehungen. Dabei gibt es für die verschiedenen Fachdisziplinen (Erziehungswissenschaft, Empirische Kulturwissenschaft, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und Sportwissenschaft) verschiedene Zugänge zu diesem komplexen Forschungsfeld; der Forschungsbericht vermittelt davon einen kleinen Eindruck. Die zahlreichen Einzelprojekte lassen sich dabei verschiedenen übergreifenden Fragestellungen zuordnen: Lern- und Bildungsforschung; Erforschung von Kulturen und Teilkulturen als Konstruktionen konkreter Lebenswelten sowie ihre sozialstrukturellen, regionalen und ökologischen Differenzierungen; Erforschung verschiedener politisch-gesellschaftlicher Systeme und Entwicklungen in ihrem Wechselverhältnis zum menschlichen Handeln und Verhalten; Erforschung des Verhältnisses des Menschen zu seinem Körper und seiner Gesundheit bzw. Gesunderhaltung sowie der besonderen Bedeutung des Sports in Kultur und Gesellschaft.

Trotz solcher homogen erscheinenden übergreifenden Fragestellungen, in denen das Bemühen der einzelnen Disziplinen der Fakultät sichtbar wird, auseinanderdriftende Problemstellungen zusammenzuhalten und einer integrativ orientierten sozialwissenschaftlichen Bearbeitung zuzuführen, darf doch nicht übersehen werden, daß die zum Teil unterschiedlich organisierten Fächer der Fakultät, die zum Teil ganz unterschiedlichen Studiengänge und die oft auch unterschiedlichen Forschungsmethoden es schwer machen, Verflechtung und Verzahnung zwischen den wissenschaftlichen Fragestellungen der einzelnen Fächer sicherzustellen, über Fächergrenzen hinaus "Interdisziplinarität" aufzubauen und integrative Konzepte sozialwissenschaftlicher Forschung zu entwickeln. Dies ist auch eine Frage von personellen Kapazitäten und finanziellen Ressourcen und des Selbstverständnisses der Sozialwissenschaften, deren Bedeutung sich in den letzten Jahren erhöht hat.

Noch aus einem anderen Grunde gibt dieser (Teil-)Bericht kein ausgewogenes Bild der Gesamtforschung innerhalb der Fakultät. Vieles, was in Instituten und Seminaren geschieht, ist wichtig im einzelnen als Vorbereitung für größere Projekte. Viele Forscher scheuen sich auch, dies schon "Projekte" zu nennen. Vieles ist (und muß dies sein) eher experimentierend, prüfend , Fragestellungen entwickelnd (und verwerfend), ohne daß dies dokumentierbar wäre oder auch in bestimmte Projekte einginge. Gleichwohl ist auch dies ein wichtiger Teil der Forschung, und manches, was vielleicht dokumentiert werden sollte, wird von Fakultätsmitgliedern nicht als Projekt benannt bzw. gehört zu wichtigen wissenschaftlichen Tätigkeiten, ohne im engeren Sinne ein Projekt zu sein: So wirken Fakultätsmitglieder als Herausgeber oder Redakteure international renommierter Fachzeitschriften, geben wissenschaftliche Schriftenreihen heraus oder sind in nationalen und internationalen Forschungsgremien tätig und wirken bei Kongressen und Fachtagungen als Leiter und Referenten mit. So ergibt dieser Forschungsbericht ein sicherlich buntes, aber in jedem Fall doch auch unvollständiges Bild. Gleichwohl wird das Bemühen deutlich, trotz personeller und finanzieller Beschränkungen sowie Belastungen durch Lehr- und Verwaltungsaufgaben dem gestellten Forschungsauftrag nachzukommen und mit den Ergebnissen der Forschung zu dokumentieren, wie eng diese auch an der Bearbeitung sozialer Probleme und deren Fragen orientiert sind.

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qvf-info@uni-tuebingen.de(qvf-info@uni-tuebingen.de) - Stand: 30.11.96
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